Jonas Fehn

Die Grammatikalisierung der beim-Konstruktion durch die konzeptuelle Metonymie von der lokativen zur progressiven Lesart                

Jonas Fehn während seines Vortrags (Foto: Martina Osterrieder)

1 Einleitung

Derzeit entwickelt die deutsche Gegenwartssprache wieder die grammatische Kategorie des Aspekts. Diese ist bereits im Alt- und Mittelhochdeutschen belegt, wurde im Laufe der sprachhistorischen Entwicklung über das Frühneuhoch-deutsche hinweg jedoch abgebaut (vgl. Reimann 1999: 50).

Ihre erneute Herausbildung im Neuhochdeutschen manifestiert sich u.a. in den noch relativ jungen Verlaufsformen des am-Progressivs (Ich bin noch am Überlegen) und der beim-Konstruktion (Sie sind beim Essen).
Zunächst sollen die Kategorien Aspekt und Progressiv im Allgemeinen beleuchtet und anschließend innerhalb der deutschen Grammatik im Besonderen verortet werden. Zudem wird der Versuch unternommen, einen terminologischen Vorschlag zu erarbeiten, der zur Klärung des umstrittenen Status der beim-Konstruktion beitragen kann.

Auf dieser Grundlage soll versucht werden, den Grammatikalisierungsgrad der beim-Konstruktion anhand eines Fragebogens zu eruieren.
Von Interesse ist nicht nur die allgemeine Frage nach dem Grammatikalisie-rungsgrad. Es soll ferner die Hypothese überprüft werden, dass die Komplexität des substantivierten Infinitivs die Reanalyse beeinflusst. Konkret bedeutet dies, dass der ermittelte Grammatikalisierungsgrad einfacher substantivierter Infinitive innerhalb der beim-Konstruktion demjenigen von Infinitiven mit Objektinkorporierung gegenübergestellt wird. Es wird erwartet, dass die Objektinkorporierung auf den Grammatikalisierungsprozess Einfluss nimmt, indem sie ihn beschleunigt oder verlangsamt.  Aufgrund ihres geringen Umfangs kann die Untersuchung keine repräsentativen und statistisch signifikanten Ergebnisse erzielen und ähnelt eher einer Pilotstudie. In diesem Sinne verstanden, kann sie jedoch mit Gewinn gelesen werden, zumal die Methodik im Hinblick auf künftige empirische Untersuchungen vielversprechend sein könnte.

2 Forschungsstand

Das Wiedererstarken der Aspektkategorie im Deutschen hat die jüngere Forschung ausgiebig beschäftigt. Angesichts der Fülle und Vielfalt theoretischer Positionen und empirischer Analysen kann im Rahmen dieser Arbeit nur ein auf das Wesentliche reduzierter Forschungsüberblick geleistet werden; dabei können nicht alle Erkenntnisse berücksichtigt werden, die in der umfangreichen Forschungsliteratur zu finden sind. Nichtsdestotrotz ist eine rudimentäre Darstellung der aspektologischen Grundlagen unabdingbar, um die sich anschließende empirische Untersuchung theoretisch zu verorten.

2.1 Aspekt und Progressivität

Der Terminus Aspekt ist begrifflich schwer zu fassen, was einerseits auf unterschiedliche Definitionen in der Literatur, andererseits auf verschiedene theoretische Zugänge der jeweiligen Autorinnen und Autoren zurückzuführen ist (vgl. Reimann 1999: 3–4). Er wird entweder verstanden als „universale Kategorie, die einzelsprachlich unterschiedlich realisiert wird: semantisch, syntaktisch oder morphologisch“ (Leiss 1992: 23) oder aber „als einzelsprachliche Kategorie, die nicht in allen Sprachen realisiert ist“ (Leiss 1992: 23). Es liegt nahe, Aspekt als grammatische Verbalkategorie aufzufassen, obgleich diese Ansicht nicht von allen Forscherinnen und Forschern geteilt wird (vgl. Reimann 1999: 4). Krause (2001) definiert Aspekt wie folgt:

Aspekt ist eine – grammatische – Verbalkategorisierung, die dann in einer Einzelsprache vorliegt, wenn dort eine oder mehrere Oppositionen als universell betrachteter Verbalkategorien der Typen imperfektiv, perfektiv, progressiv oder habituell systematisch realisiert werden bzw. eine solche Kategorie das semantisch markierte Glied einer Opposition ist“ (Krause 2001: 78–79, Herv. i. O.).

Seine Definition impliziert einen „relationalen Aspektbegriff“[1] (Rödel 2003: 99): Er setzt voraus, dass eine imperfektive Lesart zwingend durch einen perfektiven Aspektpartner komplementiert werden muss. Diese binäre Kategorisierung der Aspektkategorie setzt sich auf den unteren Ebenen des imperfektiven Aspekts fort und kann z.B. folgendermaßen veranschaulicht werden (in Anlehnung an Comrie 1981: 25, mit Änderungen):

Krause weist allerdings darauf hin, dass die Aspektpartner nicht äquivalent sein müssen – es ist denkbar, dass „eine semantisch definierte Aspektkategorie einer aspektuell unmarkierten bzw. mehrwertigen Form gegenübersteht“ (Krause 1998: 27):    
                             
(1a) Mein Mann ist beim Rasenmähen.
(1b) Mein Mann mäht den Rasen.

(1a) ist eindeutig aspektuell markiert – es besteht kein Zweifel, dass der Mann den Rasen zum Zeitpunkt der Äußerung mäht. Es handelt sich hierbei um einen progressiven Aspekt, d. h., eine als unabgeschlossen betrachtete Handlung wird im Verlauf dargestellt (vgl. Flick/Kuhmichel 2013: 52).
(1b) hingegen kann auch habituell verstanden werden, d.h. in dem Sinne, dass im Haushalt der Sprecherin der Mann es ist, der den Rasen mäht (und sie andere Aufgaben erfüllt). Auch ein generischer Gebrauch ist denkbar: (1b) könnte als Antwort auf die Frage fungieren, ob ihr Mann den Rasen prinzipiell mähe oder stattdessen wild wachsen lasse. Beides schließt nicht aus, dass (1b) gebraucht werden kann, wenn (1a) gemeint ist (umgekehrt ist dies nicht möglich).

Das obige Modell der Aspektkategorie ist – wie alle einschlägigen Modelle – nicht unproblematisch. Wenn man wie Krause (2001) Binarität, d.h. oppositionelle Aspektpartner innerhalb der Kategorisierung, voraussetzt, dann besteht das Problem darin, dass diese schlichtweg nicht gegeben ist: Während die Opposition perfektiv – imperfektiv ohne Weiteres aufrechterhalten werden kann, stehen dem progressiven Aspekt bereits zwei nicht-progressive Kategorien gegenüber, nämlich habituell und generisch.
Auch anderen Modellen gelingt es nur teilweise, die Binarität bzw. Opposi-tionalität aufrechtzuerhalten, denn oft sieht man sich mit dem Problem konfrontiert, dass man keinen perfektiven Aspektpartner des Progressivs nennen kann, was u.a. Glück (2001: 81) bemängelt. Es ist zudem fraglich, ob die Kategorisierung zwingend binär-oppositionell sein muss bzw. der Aspektpartner des Progressivs innerhalb der imperfektiven Kategorie nicht einen ebenfalls imperfektiven Aspektpartner (oder eben mehrere) haben kann. Diese und ähnliche Fragen werden die Aspektologie auch künftig beschäftigen.

Weniger klärungsbedürftig ist das Verhältnis zwischen Aspekt und Tempus: Im Gegensatz zur deiktischen Kategorie Tempus, das seinen Bezugspunkt in der Gegenwart hat, stellt der Aspekt keinen temporal-deiktischen Bezug her (vgl. Comrie 1981: 5, Gárgyán 2014: 169). Besonders deutlich wird dies am Beispiel des progressiven Aspekts. Das Verhältnis zwischen Progressiv und Zeit lässt sich anhand der Terminologie von Klein (1994) erklären.
Er unterscheidet drei Zeitformen zur Angabe temporaler Relationen (vgl. Klein 1994: 3, Übersetzung und Definitionen von Flick 2016: 166):

1. time of utterance (TU) = ,Äußerungszeit‘: Die Zeit, zu der eine Äußerung gemacht wird.
2. time of situation (TSit) = ,Ereigniszeit‘: Die Zeit, in der ein Ereignis stattfindet.
3. topic time (TT) = ,Topikzeit‘: Die Zeit, über die eine Aussage gemacht wird.

Die Besonderheit des Progressivs besteht darin, dass die Topikzeit eine Teil-menge der Ereigniszeit darstellt, also „vollständig in der Ereigniszeit einge-schlossen ist“ (Flick 2016: 166). Progressivität setzt demnach voraus, dass eine Ereigniszeit lang genug ist, damit eine Topikzeit in ihr Platz findet, ohne dass Anfang und Ende zwangsläufig impliziert sein müssen. Anfangs- und Endpunkt der Handlung werden folglich ausgeblendet, mit anderen Worten: Die Handlung wird aus der Innenperspektive betrachtet (vgl. Klein 1994: 108).

Die Verwendung des Progressivs ist in den meisten germanischen Sprachen fakultativ (vgl. Ebert 2000: 692). Die prominenteste Ausnahme stellt das Englische dar, das über einen hochgrammatikalisierten[2] und somit auch obligatorischen Progressiv verfügt (vgl. Ebert 2000: 691–692). Der Status des Englischen als Aspektsprache wird daher auch nicht bezweifelt. In dieser Hinsicht steht es den slavischen Sprachen, die als „die prototypischen Aspektsprachen“ (Witt 2015: 27) gelten, sogar näher als dem Deutschen. Dieses war „am Beginn seiner Überlieferung noch sehr deutlich von aspektuellen Eigenschaften geprägt“ (Eroms 2017: 76), die im Alt- und Mittelhochdeutschen noch zu beobachten sind, sich im Frühneuhochdeutschen jedoch allmählich verlieren (vgl. Reimann 1999: 50–57).

2.2 Gibt es einen ,beim-Progressiv‘?

Im Neuhochdeutschen sind erneut Möglichkeiten entstanden, Verbformen aspektuell zu markieren. Mit Konstruktionen wie

(2) Er ist am Arbeiten.
(3) Sie ist noch beim Essen.
(4) Die Preise sind im Sinken.
(5) Ich bin gerade dabei, mich umzusehen.
(6) Erik ist einkaufen.

kann Progressivität ausgedrückt werden. Die Spenderstruktur dieser Pro-gressivformen setzt sich aus dem Kopulaverb sein und einer lokativen Präpositionalphrase (am/beim/im + Substantiv) zusammen, woraus ein prädikativer Gebrauch resultiert. Die am weitesten verbreitete Konstruktion ist der sogenannte am-Progressiv (2). Kim (2016: 94) vermutet, dass sich die anderen Konstruktionen (3–5) analog zum am-Progressiv entwickeln und dieser somit zu ihrer Verbreitung beitragen könnte.

Dass die am-Konstruktion Progressivität indiziert und somit als ,am-Progressiv‘ bezeichnet werden kann, ist weithin akzeptiert. Hinsichtlich der anderen Konstruktionen herrscht nicht in allen Fällen Klarheit. Aus diesem Grund wird die in dieser Arbeit zentrale beim-Konstruktion oftmals als eben solche umschrieben; der Terminus ,beim-Progressiv‘ ist in der Literatur nicht zu finden. Wenn wir aber mit Kim (2016) von einer zum am-Progressiv analogen Entwicklung der beim-Konstruktion ausgehen und gleichzeitig auf semantischer Ebene Progressivität konstatieren, erscheint es legitim, ihn – ebenfalls analog zum am-Progressiv – als beim-Progressiv zu bezeichnen. Aufgrund einer semantischen Besonderheit der beim-Konstruktion wirft dies jedoch Probleme auf.

Während der am-Progressiv ausschließlich aktional verstanden werden kann, ermöglicht die beim-Konstruktion auch eine lokative Interpretation: (3) kann auch dahingehend gedeutet werden, dass sie sich gerade an einem Ort befindet, wo die infinitivische Verbhandlung (essen) üblicherweise ausgeführt wird (z.B. in einem Restaurant). Es besteht sogar die Möglichkeit, dass sie sich an diesem Ort befindet, ohne die Handlung tatsächlich auszuführen (vgl. Ebert 2000: 630). Dadurch ist die lokative Semantik der Konstruktion evident, und hinzu kommt, dass diese als Antwort auf die Frage nach dem Aufenthaltsort einer Person zulässig ist (vgl. Krause 2000: 51–52): (3) ist eine durchaus legitime Antwort auf die Frage Wo ist sie?

Dies führt unweigerlich zur Gretchenfrage: Wenn die beim-Konstruktion nicht immer progressiv, sondern gelegentlich lokativ reanalysiert wird, kann man dann überhaupt von einem ,beim-Progressiv‘ sprechen? Die Antwort liegt auf der Hand: Die beim-Konstruktion kann in solchen Fällen als beim-Progressiv bezeichnet werden, in denen eine progressive Lesart vorliegt, liegt hingegen eine lokative Lesart vor, kann mit Fug und Recht von einem beim-Lokativ gesprochen werden.

Dies ist terminologisch konsequent, aber nicht unproblematisch, denn nicht immer lässt sich zweifelsfrei feststellen, um welche Lesart es sich handelt. Die Grenzen sind fließend, und nicht selten kann die Konstruktion als ambig betrachtet werden. Sofern diesbezüglich Unklarheit besteht, halte ich den gängigen Begriff beim-Konstruktion für angemessen und praktikabel. Kann jedoch eindeutig zwischen progressiver und lokativer Lesart unterschieden werden, sollte diese Differenzierung auch terminologisch realisiert werden.

 2.3 Grammatikalisierung

Es wurde festgestellt, dass der Aspekt als grammatische Verbalkategorie des Deutschen wieder im Aufbau begriffen ist und sich in Progressivkonstruktionen wie dem am-Progressiv und der beim-Konstruktion manifestiert. Letztere kann, in Abhängigkeit vom jeweiligen Kontext, entweder als ,beim-Progressiv‘ oder als ,beim-Lokativ‘ interpretiert werden, je nachdem, ob eine Handlungs- oder eine Ortsangabe gemacht wird. Von dieser Grundlage ausgehend können wir uns der eigentlichen Fragestellung – dem Grammatikalisierungsgrad der beim-Konstruktion – nähern.

Grammatikalisierung meint „den Prozess der Entstehung und Weiterentwick-lung grammatischer Morpheme bis hin zu ihrem Untergang“ (Szczepaniak 2011: 5). Diese „grammatische[n] Ausdrücke speisen sich aus der Lexik, wenn Sprecher mit Hilfe von Lexemen, die konkrete Inhalte transportieren, grammatische, also abstrakte Inhalte zum Ausdruck bringen“ (Szczepaniak 2011: 5). Ein ,klassisches‘ Beispiel ist die Reanalyse (Umdeutung) des Vollverbs haben als Hilfsverb:

(7a) Petra hat ein neues Auto.
(7b) Petra hat sich ein neues Auto gekauft.

In (7a) transportiert haben einen vollwertigen lexikalischen Gehalt im Sinne von besitzen. In (7b) hingegen erfüllt es eine rein grammatische Funktion – es dient allein der Perfektbildung, hat seine Lexik jedoch vollständig eingebüßt. Hier fungiert das Partizip gekauft als lexikalisch-semantischer Informationsträger. Ein wenig vereinfacht könnte man Grammatikalisierung demnach wie folgt erklären: Etwas, das vorher eine lexikalische Bedeutung hatte, verliert diese lexikalische Bedeutung und nimmt stattdessen eine grammatische Funktion an. Linguistischer formuliert: Aus einem grammatischen Morphem, d.h. einem Grammem, wird ein lexikalisches Morphem, d.h. ein Lexem (vgl. Szczepaniak 2011: 6).
Es versteht sich von selbst, dass dieser Prozess für die Linguistik von großem Interesse ist: „Der Begriff ‚Grammatikalisierung‘ bringt die altehrwürdige Frage auf den wesentlichen Punkt, nämlich die Bildung oder Entstehung von Grammatik“ (van Pottelberge 2004: 321).  Um diesen Vorgang nachzuvollziehen, hat Lehmann (1995) Grammatikalisierungsparameter formuliert, anhand derer der Grammatikalisierungsgrad von Morphemen in syntagmatischer und paradigmatischer Hinsicht bestimmt werden kann. Es würde zu weit führen, sie ausführlich darzustellen, zumal an dieser Stelle auf eine Untersuchung von Krause (2001) zurückgegriffen werden kann: Er analysiert die Progressivkonstruktionen anhand der Lehmann’schen Parameter und kommt zu dem Schluss, dass der am-Progressiv einen höheren Grammatikalisierungsgrad aufweist als die beim-Konstruktion (vgl. Krause 88: 113). Forschungen von Ebert (1996), Engelberg (2004), van Pottelberge (2004) und Kim (2016) bestätigen dies. In meiner Untersuchung werde ich mich jedoch auf die beim-Konstruktion beschränken.

3 Fragebogenstudie

Um den Grammatikalisierungsgrad der beim-Konstruktion zu ermitteln, wurde ein Fragebogen konzipiert. Welche Kriterien hierfür maßgeblich waren, wird an späterer Stelle erläutert, zunächst soll jedoch das Ziel der Arbeit spezifiziert und operationalisiert werden.

3.1 Forschungsfragen

Das Erkenntnisinteresse der Fragebogenstudie bilden zwei konkrete Forschungsfragen:

1. Inwiefern ist die beim-Konstruktion bereits als Progressiv grammatikalisiert?
2. Korreliert der Grammatikalisierungsgrad mit der Komplexität des substantivierten Infinitivs innerhalb der beim-Konstruktion?

Der obige Forschungsüberblick hat die erste Forschungsfrage im Prinzip bereits beantwortet. Dort wurden Studien genannt, die dem beim-Progressiv einen geringen Grammatikalisierungsgrad attestieren. Es versteht sich daher von selbst, dass diese Forschungsfrage nicht auf ein eigentliches Desiderat abzielt, sondern vielmehr der empirischen Überprüfung bereits vorhandener Daten dient. Weitergeführt wird dieser Ansatz durch die zweite Forschungsfrage. Durch sie wird die erste insofern spezifiziert, als nach den morphologischen Bedingungen gefragt wird, unter denen sich die beim-Konstruktion ,stärker‘ bzw. ,schwächer‘ grammatikalisiert. Von Interesse ist hierbei die Komplexität des substantivierten Infinitivs:

(8) Jürgen ist beim Angeln.
(9) Timo ist beim Staubsaugen.

(8) bildet die beim-Konstruktion mittels eines ,einfachen‘ substantivierten Infinitivs, (9) hingegen mit Objektinkorporierung, d.h., der substantivierte Infinitiv beinhaltet ein direktes Objekt, wodurch die Valenz des Verbs innerhalb der Konstruktion morphologisch realisiert wird. Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass die Objektinkorporierung sich auf die Grammatikalisierung der Konstruktion auswirkt, diese also hemmt oder beschleunigt. Wie dies erreicht werden soll, ist Gegenstand des folgenden Kapitels.

3.2 Operationalisierung

In Kapitel 2.2 wurde die Spenderstruktur des beim-Progressivs bereits angesprochen. Die Konstruktion bedient sich der lokativen Präposition bei, wie sie z.B. in dem Satz

(10) Wir zelten beim Fluss.

verwendet wird. Er beinhaltet eine prototypische Präpositionalphrase (PP) (beim Fluss). Diese kann, aber muss nicht klitisiert werden. In Verbindung mit einem spezifizierenden Relativsatz ist eine Klitisierung sogar ausgeschlossen, da hiermit eine Emphase einhergeht:

(11) Wir zelten bei dem Fluss, der letzten Winter zugefroren war.

Im folgenden Beispiel beinhaltet die Präpositionalphrase einen substantivierten Infinitiv. Es kommt dabei zur Klise aus Präposition und Artikel:

(12a) Alex ist beim Schwimmen.
(12b) *Alex ist bei dem Schwimmen.

Wie das obige Beispiel zeigt, ist die Klise in der beim-Konstruktion obligatorisch – auch dieser als „Fügungsenge“ (Szczepaniak 2011: 22) bezeichnete hohe „Verschmelzungsgrad (Fusionsgrad) des Zeichens“ (Szczepaniak 2011: 22) ist ein Parameter der Grammatikalisierung (vgl. Lehmann 1995: 157–167).

In dieser Studie wird jedoch ein anderer Ansatz verfolgt. Der Fokus liegt nicht auf den morphosyntaktischen Eigenschaften der beim-Konstruktion, sondern auf ihrer Semantik. Es kann als gesichert gelten, dass die beim-Konstruktion ihre lokative Bedeutung bis zu einem gewissen Grad beibehalten hat. Sie tritt zwar oft desemantisiert in Kontexten auf, in denen sie progressiv (d.h. aktional) reinterpretiert wird, aber nicht selten kann eine im ursprünglichen Sinne der Präposition lokative Verwendung beobachtet werden. Diesem Phänomen wurde terminologisch durch die Begriffe ,beim-Progressiv‘ und ,beim-Lokativ‘ Rechnung getragen (s. 2.2). Ersterer indiziert eine semantische Reanalyse und weist somit auf einen höheren Grammatikalisierungsgrad hin, Letzterer bewahrt die lokative Semantik, bezeichnet also eine nicht grammatikalisierte Form.

Die Reanalyse ist ein Mechanismus der Grammatikalisierung (vgl. Szczepaniak 2011: 35–37) und stellt das Prinzip dar, auf welchem das in diesem Zusammenhang zentrale Phänomen basiert: die konzeptuelle Metonymie (vgl. Szczepaniak 2011: 30–35). Zum besseren Verständnis ist es unabdingbar, sich die Metonymie als solche, mit ihren Verwendungsweisen und Erscheinungsformen, zu vergegenwärtigen.
Eine Metonymie im ,klassischen‘, literaturwissenschaftlich orientierten Sinne ist eine rhetorische Substitutionsfigur. Dabei wird ein Begriff durch einen anderen ersetzt, der mit Ersterem in einem engen sachlichen Zusammenhang steht; dieser semantische Berührungspunkt führt zur Kontiguität (vgl. Szczepaniak 2011: 31). Es gibt verschiedene Substitutionstypen, z.B. Gefäß – Inhalt:

(13) Möchtest Du auch ein Glas trinken?

Es versteht sich von selbst, dass der Sprecher dem Hörer nicht das Glas als solches anbietet. Gemeint ist der Inhalt des Glases. Nichtsdestotrotz stößt (13) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals auf Ablehnung – wir akzeptieren den metonymischen Ausdruck ohne Weiteres. Dadurch wird deutlich: Diese und ähnliche Formulierungen sind alltäglich und erregen nicht einmal unsere Aufmerksamkeit; wir halten sie für selbstverständlich und bemerken sie gar nicht, geschweige denn, dass wir sie hinterfragen. Das gilt auch für die konzeptuelle Metonymie, wie sie in der Linguistik verstanden wird. Sie ist sogar noch unscheinbarer:

(14) Sie las die Zeitung und bekam schlechte Laune.

Es bestehen mehrere Möglichkeiten, diesen Satz zu interpretieren:
(i) Sie bekam schlechte Laune, während sie die Zeitung las.
(temporal, Gleichzeitigkeit)
(ii) Sie bekam schlechte Laune, nachdem sie die Zeitung gelesen hatte.
(temporal, Vorzeitigkeit)
(iii) Sie bekam schlechte Laune, weil sie die Zeitung las/gelesen hatte.
(kausal)

Manche Menschen verstehen vielleicht Variante (i) (während). Viele Menschen verstehen womöglich Variante (ii) (nachdem). Die meisten Menschen verstehen aber vermutlich Variante (iii) (weil). Das ist insofern interessant, als es in keiner Weise aus dem exakten Wortlaut des Satzes hervorgeht. Die syntaktische Oberflächenstruktur des Satzes gibt das nicht her, die pragmatische Tiefenstruktur anscheinend schon.
Wie ist das zu erklären? Man kann die konzeptuelle Metonymie als eine mentale Konzeptersetzung auffassen. Sprache ist bekanntlich syntagmatisch angeordnet, d.h., die sprachlichen Zeichen stehen auf einer horizontalen Achse in syntagmatischen Beziehungen zueinander. Eng damit verbunden ist die Linearität sprachlicher Zeichen; sie können nur in einer linearen Abfolge dargeboten werden. Diese lineare Abfolge wird i.d.R. als zeitliche Abfolge wahrgenommen: Weil sprachliche Informationen in einer bestimmten Reihenfolge übermittelt werden (müssen), geht der Hörer automatisch davon aus, dass die Reihenfolge der Darstellung auch tatsächlich der Reihenfolge der Ereignisse entspricht (vgl. Szczepaniak 2011: 30–35).

Die lineare Abfolge wird als zeitliche Abfolge interpretiert und das mentale Konzept der Temporalität wird durch das mentale Konzept der Kausalität ersetzt (vgl. Szczepaniak 2011: 31). Derartige Konzeptersetzungen sind im alltäglichen Sprachgebrauch ebenso omnipräsent wie die eingangs besprochene Begriffsersetzung mittels Metonymie. Die konzeptuelle Metonymie ist folglich eine psycholinguistische Kategorie – sie erklärt, wie wir Sprache kognitiv verarbeiten und mental konzipieren.

Vor diesem Hintergrund kann die beim-Konstruktion neu bewertet werden: Der Übergang von der lokativen zur aktionalen Lesart, d.h. die Entwicklung von beim-Lokativ zu beim-Progressiv, vollzieht sich – auf funktionaler Ebene – durch eine konzeptuelle Metonymie. Ihre Reanalyse kann als Prinzip bzw. Mechanismus dieses Grammatikalisierungsprozesses verstanden werden (vgl. Szczepaniak 2011: 35–37). Eine konzeptuelle Metonymie erlaubt demnach Rückschlüsse auf den Grammatikalisierungsgrad: Tritt sie auf, kann man von einem höheren, tritt sie nicht auf, von keinem Grammatikalisierungsgrad ausgehen. Die konzeptuelle Metonymie kann demnach instrumentalisiert werden, um Grammatikalisierung zu operationalisieren.

3.3 Fragebogen

Nachdem die Forschungsfragen erläutert und operationalisiert worden sind, ist es an der Zeit, den Fragebogen vorzustellen, anhand dessen die Erhebung durchgeführt wurde. Bevor die Testfragen besprochen werden, sollen jedoch einige Überlegungen zur Versuchsanordnung, insbesondere zu den Versuchspersonen, vorausgeschickt werden.

 3.3.1 Versuchspersonen

Der Fragebogen wurde von 26 Probandinnnen und Probanden bearbeitet, darunter waren 15 männliche und elf weibliche Versuchspersonen. Der Altersunterschied war teilweise beträchtlich, denn von 14 bis 77 Jahren waren alle Altersklassen vertreten. Das Bildungsniveau der Versuchspersonen reichte von keinem Abschluss (eine Schülerin und ein Schüler) bis hin zu einem Universitätsdiplom (eine Mathematikerin und ein Ingenieur); linguistisch vorgebildete Personen wurden systematisch aus der Studie ausgeschlossen. Alle Probandinnen und Probanden stammen aus Bayern und sind deutsche Muttersprachlerinnen und Muttersprachler.

Selbstverständlich kann eine Untersuchung von derart geringem Umfang keine repräsentativen und statistisch signifikanten Ergebnisse erzielen. Sie hat allenfalls den Charakter einer Pilotstudie. Dennoch zeichnen sich, wie noch zu zeigen sein wird, interessante Tendenzen ab, die sowohl den Untersuchungsgegenstand als auch den methodischen Ansatz umso interessanter erscheinen lassen.

 3.3.2 Testfragen[3]

Der Fragebogen umfasste insgesamt zwölf Fragen mit jeweils vier Items (Antwortoptionen), wobei die Diktion aller Fragen darauf abzielte, aus diesen vier Optionen diejenige auszuwählen, die auf den in der Frage formulierten Satz am ehesten zutrifft. Die zwölf Fragen setzten sich zusammen aus sechs Testfragen und sechs Distraktoren, d.h. Scheinfragen, die vom eigentlichen Erkenntnisinteresse ablenken sollten. Testfragen und Distraktoren waren wiederum unterteilt: Es gab drei Testfragen mit einfachem Infinitiv und drei Testfragen mit Objektinkorporierung.
Die Distraktionsmomente gliederten sich in drei Distraktoren mit rhetorischen Metonymien und drei Distraktoren mit konzeptuellen Metonymien (ohne beim-Konstruktion, da diese bereits in den Testfragen vertreten war und kein Ungleichgewicht entstehen sollte). Es wurde also darauf geachtet, einen klar strukturierten und inhaltlich ausbalancierten Fragebogen zu konzipieren, wobei der eigentliche Forschungsgegenstand nicht erkennbar sein sollte. Die Verteilung der Items wird anhand einer der Testfragen mit einfachem substantiviertem Infinitiv veranschaulicht:

Am Handy: ,Ein Glück, dass ich dich noch erreiche. Mir ist noch was eingefallen. Bist du beim Einkaufen?‘

a. Kaufst du schon ein?   [aktional]
b. Kaufst du (immer) noch ein?   [aktional]
c. Bist du schon im Supermarkt?   [lokativ]
d. Bist du (immer) noch im Supermarkt?   [lokativ]

Testfragen mit Objektinkorporierung waren genauso aufgebaut:

,Könnte ich bitte Frau Weinbaum sprechen?‘ – ,Tut mir leid, sie ist beim Autowaschen.‘

a. Frau Weinbaum wäscht (immer) noch ihr Auto.
b. Frau Weinbaum ist gerade in der Autowaschanlage.
c. Frau Weinbaum ist zu ihrem Auto gegangen, um es zu waschen.
d. Frau Weinbaum wäscht gerade ihr Auto.

Selbstverständlich hatten die Versuchspersonen die Informationen in den eckigen Klammern nicht zur Verfügung, sie dienen lediglich der Anschaulichkeit. Es sollte deutlich werden, dass die Verteilung der Items immer dieselbe ist: zweimal lokativ und zweimal aktional. Ebenso ist (bei den Testfragen) die Formulierung der Items immer dieselbe: gerade/schon vs. (immer) noch. Was sich ändert, ist die Reihenfolge: Die Items rotieren von Frage zu Frage. Es folgt ein Beispiel für einen Distraktor mit einer klassischen Metonymie:

Washington wartet auf die Reaktion Moskaus.

a. Das Weiße Haus wartet auf die Reaktion des Kreml.
b. Die amerikanische Regierung wartet auf die Reaktion der russischen Regierung.
c. Der amerikanische Präsident wartet auf die Reaktion des russischen Präsidenten.
d. Amerika wartet auf die Reaktion Russlands.

Dies ist eine Metonymie des Substitutionstyps Regierungssitz – Regierung, die auf verschiedenen Abstraktionsebenen funktioniert.

Die konzeptuelle Metonymie wurde im Fragebogen wie folgt realisiert:

Er ging in den Supermarkt und kaufte Milch.

a. Der Supermarkt ist der Ort, an dem er die Milch kaufte.
b. Die Milch ist das, was er in dem Supermarkt kaufte.
c. Er ging in den Supermarkt, um Milch zu kaufen.
d. Er ging erst in den Supermarkt und kaufte dann die Milch.

Zugegebenermaßen war die Diktion in den Distraktoren nicht immer so konsequent gehalten wie in den eigentlichen Testfragen. Aus methodischer Sicht war dies auch nicht unbedingt nötig, da die Distraktoren ohnehin nicht ausgewertet wurden, doch im Hinblick auf das Untersuchungsdesign und die Lenkung der Versuchspersonen wäre es vielleicht besser, weil die Diskrepanz zu den tatsächlichen Testfragen dann weniger auffiele. Allerdings haben nur zwei Testpersonen erkannt, dass es „um das beim geht“.

Um solche Fälle, wenn auch nicht auszuschließen, doch wenigstens zu mini-mieren, waren zwei Pretests durchgeführt worden. Einer der Pretester hatte auf dieses Problem hingewiesen; seine Anmerkungen hatten zwar keinen wesentlichen Einfluss auf das Versuchsdesign im Allgemeinen, veranlassten aber geringfügige Änderungen in der Diktion der Fragen, wohingegen das Urteil der anderen Pretesterin sich auf den Einleitungstext auswirkte, da sie dessen ursprüngliche Fassung als irreführend empfand.

Interessanterweise übten die Distraktoren eine starke Wirkung auf die Versuchspersonen aus und führten teilweise zu unterhaltsamen Gesprächen und anregenden Diskussionen im Anschluss an die Bearbeitung des Fragebogens. Die Effektivität der Distraktoren rührt womöglich daher, dass das Phänomen der Metonymie – ob nun rhetorisch oder konzeptuell – von Laien für interessanter gehalten wird als die relativ banal anmutende beim-Konstruktion. Aus den Gesprächen ging oft hervor, dass die Versuchspersonen nie über metonymische Phänomene nachgedacht hatten, für deren Erklärung jedoch Interesse zeigten. Ferner wurde ihnen die Gelegenheit geboten, Anmerkungen zum Fragebogen zu äußern. Manche Kommentare könnten weitere Untersuchungen inspirieren, worauf hier näher einzugehen aber zu weit führen würde.

4 Ergebnisse

Die Gesamtverteilung aller Antworten auf die sechs Testfragen – mit und ohne Objektinkorporierung – ergibt, dass sich die Versuchspersonen 64-mal für die lokative Lesart – den beim-Lokativ – und 92-mal für die aktionale, d.h. progressive Lesart – den beim-Progressiv – entschieden haben (Diagramm 1). Dieses Ergebnis war zu erwarten, bemerkenswert ist jedoch, dass die lokative Interpretation im Verhältnis zur progressiven noch relativ frequent ist. Die Evidenz zweier Lesarten bestätigt die Grammatikalisierung des beim-Progressivs, es offenbart sich aber auch ihr frühes Stadium.

Bei einfachem Infinitiv halten sich beim-Lokativ und beim-Progressiv mit 38:40 annähernd die Waage (Abb. 2). Doch im Falle der Objektinkorporierung wird die progressive Lesart (52) gegenüber der lokativen (26) klar präferiert. Es überwiegt demnach immer die progressive Lesart, doch bei Objektinkorporierung ist diese Tendenz wesentlich stärker ausgeprägt – sie wirkt sich auf die Grammatikalisierung aus. Sofern man dies angesichts des geringen Datenumfangs beurteilen kann, scheint sich die Hypothese zu bestätigen.

5 Schlussbetrachtung

Die vorliegende Arbeit hat sich mit der im Deutschen erneut im Aufbau befindlichen Aspektkategorie befasst und dabei den Fokus auf ihren prominentesten Vertreter gerichtet, den Progressiv. Es konnte gezeigt werden, dass – ungeachtet der theoretischen und terminologischen Probleme, die Aspekt und Progressiv aufwerfen –  Einigkeit darüber besteht, dass sprachliche Phänomene wie der am-Progressiv und die beim-Konstruktion innerhalb dieser Kategorien zu verorten sind. Letztere bewahrt in manchen Kontexten ihre ursprüngliche lokative Semantik, wenn sie nicht progressiv reanalysiert wird. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, wurde ein terminologischer Vorschlag erarbeitet, der darauf abzielt, den allgemeinen Terminus ,beim-Konstruktion‘ nur dann zu gebrauchen, wenn die Semantik der Konstruktion nicht zweifelsfrei ermittelt werden kann. Ist dies jedoch möglich, können die spezifischeren Begriffe ,beim-Progressiv‘ und ,beim-Lokativ‘ verwendet werden.

Beide Begriffe wurden dann innerhalb des sprachhistorischen Phänomens der Grammatikalisierung kontextualisiert. Dabei wurde das kognitive Phänomen der konzeptuellen Metonymie vorgestellt, das auf dem Mechanismus der Reanalyse basiert, und nutzbar gemacht, um den unterschiedlichen Grammatikalisierungsgrad beider Lesarten zu operationalisieren. Dadurch sollte ermittelt werden, inwiefern die beim-Konstruktion bereits grammatikalisiert ist:  Eine etwaige höhere Frequenz des beim-Lokativ wurde als Indikator dafür gewertet, dass eine Grammatikalisierung nicht stattfindet, während eine höhere Frequenz des beim-Progressivs als Anzeichen für Grammatikalisierung gedeutet werden kann. Des Weiteren wurde die Hypothese formuliert, dass sich die morphologische Komplexität des substantivierten Infinitivs auf den Grammatikalisierungsprozess auswirkt. Demnach wären graduelle Unterschiede zwischen einem einfachen Infinitiv und einem Infinitiv mit Objektinkorporierung zu verzeichnen.

Hiervon ausgehend wurde eine Fragebogenstudie durchgeführt. Dabei wurden die Versuchspersonen mit beim-Konstruktionen konfrontiert und vor die (unbewusste) Wahl gestellt, diese entweder lokativ oder progressiv zu interpretieren. Grundsätzlich überwog die progressive Deutung, doch auch die lokative Lesart wies eine beachtliche Frequenz auf. Zudem bestätigen die Ergebnisse die Hypothese, dass Objektinkorporierung sich auf den Grammatikalisierungsprozess auswirkt: Sie scheint ihn zu beschleunigen. Nachfolgende Studien könnten untersuchen, welche Verben bzw. Verbklassen mit dem beim-Progressiv bzw. -Lokativ vornehmlich kompatibel sind, und in größerem Umfang Daten erheben. Doch schon jetzt zeichnet sich eine aufschlussreiche Tendenz ab.

Literatur

  • Comrie, B. (1981): Aspect. An Introduction to the Study of Verbal Aspect and Related Problems. Cambridge/New York/Melbourne: Cambridge University Press (Cambridge Textbooks in Linguistics).
  • Ebert, Karen H. (2000): Progressive markers in Germanic Languages. Zum Volltext [letzter Zugriff: 02.09.2018].
  • Engelberg, S. (2004): ‘The Structural Ambiguities of PPs Containing Nominalized Infinitives’. In: Moskovsky, Ch. (ed.): Proceedings of the 2003 Conference of the Australian Linguistic Society. Zum Volltext [letzter Zugriff: 30.08.2018].
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[1] Im Zusammenhang mit dem Aspektbegriff begegnen auch die Termini ‚Aktionsart‘, ,Aktionalität’und ,Aspektualität‘, die „eine breite Palette unterschiedlicher Definitions- und Abgrenzungsmöglichkeiten“ (Rödel 2003: 99) aufweisen. In dieser Arbeit können sie aus Platzgründen nicht berücksichtigt werden.

[2] Der Grammatikalisierungsgrad deutscher Progressivkonstruktionen wird in 2.3 behandelt.

[3] Den vollständigen Fragebogen finden Sie hier in einer separaten pdf-Datei.                                                                   

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