1. Tagung: Sprache und Gesellschaft

Der konkrete Gegenstand unserer Wissenschaft ist […] das im Gehirn eines jeden einzelnen niedergelegte soziale Produkt, d.h. die Sprache“, konstatiert der bedeutende Genfer Strukturalist Ferdinand de Saussure 1916 in seinem berühmten Werk „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft“ (S. 27f.) über das Untersuchungsobjekt der Linguistik.

Wir folgen mit der studentischen Tagung Sprache und Gesellschaft der Beobachtung, dass Sprache ein soziales Phänomen ist, insofern sich die Lebenswirklichkeit einer Gesellschaft in konkreten sprachlichen Äußerungen ihrer Mitglieder widerspiegelt, sprachliche Äußerungen sich wiederum aber auch auf das Handeln der Sprechenden/Schreibenden auswirken können. Die enge Symbiose zwischen sprachlichem Handeln und gesellschaftlicher Realität zeigt sich auf vielfache Art und Weise, die wir in den angebotenen Seminaren thematisieren werden: So wird die Entwicklung „unbeliebter“ grammatischer Strukturen wie der sog. tun-Periphrase (Rauchen tue ich nie) blockiert, indem diese aus der Grammatik der Standardsprache ausgegrenzt werden. In bestimmten sozialen Konstellationen entstehen grammatische Tendenzen, die als Marker für Gruppenzugehörigkeit gedeutet werden (können), z.B. Diskursmarker wie isso oder Anreden wie lan ‚Typ, Kerl‘ im multiethnischen Dialekt Kiezdeutsch. In metasprachlichen Diskursen entwickeln SprecherInnen ihre sprachideologischen Einstellungen (z.B. über die Notwendigkeit, den scheinbar bedrohten Genitiv zu schützen).

Die studentische Tagung zum Rahmenthema „Sprache und Gesellschaft“ fand am 13. und 14. Juli 2018 an der Universität Bamberg statt. Die studentischen Vorträge wurden von Beiträgen von Lehrstuhlmitgliedern flankiert, die sich dem Thema ebenfalls aus verschiedenen Perspektiven näherten. Das vollständige Programm und das Book of Abstracts zur Tagung finden Sie hier.

Die Gastgeberin, Prof. Dr. Renata Szczepaniak, wurde bei der Koordination und Organisation der Tagung wie der Blogpublikation maßgeblich von Dr. Anette Kremer unterstützt. Die Methodenübung wurde von Dr. Stefan Hartmann und Eleonore Schmitt M.A. gehalten.